Liebe Eltern und Grosseltern
Viele sind überzeugt, dass es allein an ihnen selber liegt, das Leben zu gestalten
und zu meistern. Der Rückzug ins Individuelle fördert eine Lebenshaltung, die
aber mehr und mehr an ihre Grenzen stösst. Dort, wo man auf sich allein gestellt
ist, wird kaum jemand helfen.
Wer nur sich selber vertraut, kann schnell einmal den Lebenssinn verlieren.
Krankheiten wie Erschöpfung, Depression und Burn-out zeugen von den Folgen
dieser Selbstüberforderung. Zunehmend sind auch Jugendliche von diesen
Symptomen betroffen.
Dabei ist der Mensch ein gemeinschaftliches Wesen. Keiner kann alles, und darum
ist es gut, sich seiner Fähigkeiten zu freuen und dort, wo etwas nicht gelingt,
auf die Unterstützung anderer zu vertrauen. Das Leben ist ein Geben und Nehmen,
ohne dass darüber Buch geführt werden muss, wer wieviel beiträgt.
Die Währung für dieses Gemeinschaftsleben sind vielmehr Dankbarkeit und
Wertschätzung. Wer sich und anderen den gebührenden Wert gibt, schätzt diese
Gemeinschaft und kann dafür auch danken. Wer andern zugestehen kann, dass
man dankbar ist, hilft sich selbst, nicht alles aus eigener Kraft tun zu müssen.
Das wird uns besonders auch im Herbst bewusst, wenn im Garten und auf den
Feldern besonders eifrig geerntet wird. Die Fülle des Jahres kann gesammelt
werden. Das zeigt, dass wir nicht alles aus eigener Kraft erkämpfen müssen, sondern
uns viel geschenkt wird. Nehmen wir das zum Anlass, in unseren Familien
diese Dankbarkeit bewusst zu pflegen.
So wünsche ich Euch allen einen dankbaren und wertschätzenden Herbst.
Euer
Christoph Beeler-Longobardi
Pfarreiseelsorger