Bereits im Jahr 1275 war am Standort der heutigen Kirche eine Kapelle als Filialkirche von Sursee. Diese war nicht Zentrum einer Siedlung, sondern lag isoliert inmitten zerstreuter Einzelhöfe. 1497 konnte an der Stelle der Kapelle eine neu gebaute Kirche mit drei Altären eingeweiht werden. Die Gottesdienste wurden damals vorwiegend durch die Vierherren aus Sursee gehalten. Vor etwas mehr als 300 Jahren galt das damalige ‘Nottwyl’ als Marienwallfahrtsort. Den ersten ständigen Kaplan erhält Nottwil 1678. Nach dem Neubau von 1686 – 1688 wird der Kirche 1694 das Begräbnisrecht verliehen. 1804 wird Nottwil eine unabhängige Pfarrei mit eigenem Pfarrer. Zu dieser Zeit um 1809 wird auch das heutige Pfarrhaus gebaut. Im Jahr 1866 zerstörte ein Brand die barocke Pfarrkirche. Die heutige imposante katholische Pfarrkirche mit dem weithin sichtbaren, über 60 Meter hohen Turm wurde 1868 bis 1871 im Stil der damals herrschenden Neugotik erbaut und 1872 feierlich eingeweiht. Sie ist der Mutter Gottes Maria geweiht. Patrozinium und Kirchweihtag sind jeweils am 15. August. Die zweite Patronin ist die heilige Agatha. Der Agathatag am 5. Februar ist freier Gemeindefeiertag mit Festgottesdienst.
Im Innern wurde das Gotteshaus mehrmals renoviert, zum letzten Mal 1987 bis 1989. 1990 wurde als krönender Abschluss der Renovationsarbeiten eine neue, romantisch intonierte Kirchenorgel mit 27 Registern eingeweiht. Mehr als die Hälfte der Register konnten von der alten Orgel übernommen werden.
Im Jahre 2000 folgte eine Aussenrenovation und 2003 eine Aussenplatz-Neugestaltung.
Die von Beat Schumacher, 1612-1685, gestiftete und 1868 abgebrochene Kirche in Nottwil. Ausschnitt aus einem Gemälde in der Kirche.
Orgel
Die Orgel in der Pfarrkirche Nottwil wurde erstellt von der Firma Goll in Luzern für die Landesausstellung in Genf. 1898 wurde die Orgel in der Kirche in Nottwil eingebaut. Dieses damals mit einer goldenen Medaille ausgezeichnete Instrument vereinigte romantische Klangauffassung mit technisch-handwerklichem Ehrgeiz und demonstrierte die klangliche Vielfalt trotz ihrer relativ geringen Grösse. In den Jahren 1938/39 wurde das Instrument umgebaut und von 19 auf 27 Register erweitert. Die Eingriffe am Pfeifenwerk und die Abänderungen an der Disposition der Stimmen verschlechterten leider das Klangbild der Orgel.
Mit dem durchgeführten Neubau durch die Firma Graf in Oberkirch wurden das bestehende neugotische Gehäuse und die historischen Pfeifenreihen beibehalten und mit klassisch konzipierten Windladen sowie traditioneller Spielanlage mit rein mechanischer Traktur und Registratur zu einer neuen Einheit verschmolzen. So stellt die Orgel von Nottwil ein musikalisches und architektonisches Dokument dar, das in seiner eigenen Konzeption seinesgleichen sucht.
Glocken
Das Geläut wurde 1869 von der Glockengiesserei Emanuel Rüetschi, Aarau gegossen und besteht aus insgesamt sechs Glocken. Gute vier Tonnen bringt seither das Geläut im massiven Gebälk unter der Turmspitze auf die Waage, während die beiden Glöcklein im Dachreiter auf dem Kirchenschiff 210 Kilo wiegen. Eine Meisterleistung, dieses Geläut und vor allem die gut zwei Tonnen wiegende grösste Glocke in den auf etwa 35 Meter über Grund liegenden Glockenstuhl zu hieven und in der richtigen Position in Schwung zu bringen, eine heikle Aufgabe. Denn, schlägt der Klöppel zu stark, kann die Glocke zerspringen: So geschehen 1921, als die grösste Glocke durch eine neue ersetzt werden musste.
Turmglocken | |
grösste Glocke | |
Bildnis: | Maria Himmelfahrt |
Inschrift (Latein): | Assumpta est Maria in coelum /gaudent angeli |
Übersetzung: | Maria ist aufgefahren in den Himmel /es freuen sich die Engel |
Ton: | des |
Gewicht: | 2035 kg |
2. Glocke | |
Bildnis: | Heilige Agatha |
Inschrift oben (Latein): | Vivos voco, mortuos plango fulgura frango |
Übersetzung: | Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich (alte, seit dem 15. Jahrhundert bekannte Glockeninschrift) |
Inschrift unten (Latein): | Mirabilis est Dominus in sanctis suis |
Übersetzung: | Bewunderungswürdig ist der Herr in seinen Heiligen |
Ton: | f |
Gewicht: | 1110 kg |
3. Glocke | |
Bildnis: | Heiliger Josef mit dem Kinde Jesu und der Lilie |
Inschrift (Latein): | Vir fidelis multum laudabitur Et qui custos est Domini sui, glorificabitur |
Übersetzung: | Der getreue Mann wird hoch gelobt werden (Sprüche 28, 20 ) und wer der Wächter seines Herrn ist, wird gepriesen werden (Sprüche 27, 18) |
Ton: | as" |
Gewicht: | 653 kg |
4. Glocke | |
Bildnis: | Peter und Paul |
Inschrift (Latein): | In omnem terram exivit sonus eorum |
Übersetzung: | In alle Welt hinaus ergeht ihr Klang (Psalm 18, 5) |
Ton: | des" |
Gewicht: | 282 kg |
Dachreiterglocken | |
grössere Glocke | |
Bildnis: | Nikolaus von Flüe 1* |
Inschrift (Latein): | Mirificavit Dominus Sanctum suum Et cibavit eum pane vitae et intellectus |
Übersetzung: | Der Herr vollbringt Wunder an seinem Getreuen (Psalm 4, 4) und er speiste ihn mit dem Brot des Lebens und der Einsicht (z.T., Jesus Sirach 15, 3) |
Ton: | f" |
Gewicht: | 131 kg |
kleinere Glocke | |
Bildnis: | Heiliger Johannes Baptist |
Inschrift (Latein): | Sinite pueros venire ad me, et nolite vetare eos |
Übersetzung: | Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht (Lukas 18, 16) |
Ton: | as" |
Gewicht: | 79 kg |
gegossen 1869, grösste Glocke ersetzt 1921 / Glockengiesserei Emanuel Rüetschi, Aarau
Gewicht Geläut total: 4290 kg
*Nikolaus von Flüe wurde 1947 heiliggesprochen